Joey Cape in Stuttgart: Live fast, die old (2024)

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Joey Cape in StuttgartLive fast, die old

10.04.2016 - 12:30 Uhr

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Punk Rock ist keine Frage des Alters. Das hat der US-Sänger Joey Cape am Samstag in Stuttgart gezeigt. Gemeinsam mit drei Musikern aus seiner One-Week-Records-Familie hat der fast 50 Jahre alte Lagwagon-Frontmann das Publikum im Universum begeistert. Am Ende wurde es noch einmal nachdenklich.

Franziska Meißner

10.04.2016 - 12:30 Uhr

Stuttgart -In ein paar Monaten, im November, wird Joey Cape 50. Nicht gerade das Alter, das einem einfällt, wenn man an Punk Rock denkt. In einer Szene, in der lange das Mantra „Live fast, die young“ galt, ist der Lagwagon-Sänger damit so etwas wie ein Urgestein. Und trotzdem - oder gerade deshalb - hat der US-Amerikaner bei seinem Auftritt im Stuttgarter Universum am Samstagabend eindrücklich unter Beweis gestellt, dass Punk Rock keine Frage des Alters ist.

Joey Cape ist ein eher zurückhaltender Typ, höflich, zuvorkommend. Jemand, der sich selbst nicht so ernst nimmt, und von dem es T-Shirts mit dem Aufdruck "Joey Cape is bullsh*t" zu kaufen gibt. In Stuttgart trägt er das mit der deutschen Übersetzung "Joey Cape ist Mist". Mit Sex, Drugs and Rock'n'Roll hat das, was der Kalifornier macht, denkbar wenig zu tun. Cape ist niemand, der Hotelzimmer zertrümmert hinterlässt, und er wird aller Voraussicht nach auch nicht mit einer Spritze im Arm auf einer Clubtoilette enden. Nein, Cape ist Familienmann, er ist verheiratet und hat eine Tochter. Die, das hat er mal in einem Interview gesagt, für ihn wie Heroin ist und von der er nicht lange getrennt sein kann.

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Ansingen gegen das Stimmgewirr

Als er im Universum die Bühne betritt, standen vor ihm schon Laura Mardon, Walt Hamburger und Yotam Ben Horin am Mikrofon. Alle sind Teil von Capes One-Week-Records-Familie. Das Akkustik-Label hat er gegründet, weil er findet, dass bei vielen Alben der raue Charakter der Demos verloren gegangen ist. Deshalb sind die Künstler eingeladen, eine Woche bei ihm zu verbringen, um dort zu essen, schlafen, trinken - und in dieser einen Woche ihr Album aufzunehmen. Da, sagt Cape, gebe es keine Zeit zum Überproduzieren.

Während Laura Mardon mit knappen 15 Minuten ein äußerst kurzes Set spielt, sorgt Walt Hamburger als zweiter Act an diesem Abend für eine ordentliche Einstimmung. Und spätestens bei Yotam Ben Horin, dessen schnelle Songs kaum noch jemanden stillstehen lassen, ist das Stuttgarter Publikum hooked - jedenfalls überwiegend. Der Rest nutzt die Zeit zum Quatschen, wie es bei so vielen Konzerten üblich geworden ist. Zwar kommt aus verschiedenen Richtungen immer mal wieder ein ermahnendes "Ssh!", das das Stimmgewirr aber nicht verstummen lässt. Das schafft erst Horin, als er kurzerhand den Text seines Songs entsprechend umdichtet und singt, wie nett es wäre, wenn man ihm zuhören würde.

Und dann ist Joey Cape an der Reihe. Die Haare an seinen Schläfen werden schon grau, und doch kommt der Sänger so jugendlich rüber wie eh und je. An seinen Songtexten hört man trotzdem, dass Cape nicht mehr Mitte zwanzig ist. Das war schon vor Jahren so, etwa in dem Song "The Ramones are dead", der sich darum dreht, dass Cape und sein Freund Jamo früher zwei Busse nehmen mussten, um zum nächsten Record Store zu kommen - und heute alles nicht mehr dasselbe ist. Und trotzdem schafft es der Sänger, dass das nicht rüberkommt wie "Früher war alles besser".

Eine Hymne für Tony Sly

Capes Texte sind in den vergangenen Jahren nachdenklicher geworden, genau wie das jüngste Lagwagon-Album "Hang". Das hat viel mit Tony Sly zu tun. Vor bald vier Jahren, im Juli 2012, ist der No Use For A Name-Sänger und enge Freund von Cape überraschend mit 41 Jahren gestorben. Eigentlich, so hat es Cape mal beschrieben, wollte er keinen Song über den Verlust seines Freundes schreiben. Dann aber hat sich "One More Song" trotzdem ergeben. Im Universum erklingen dazu "Tony, Tony"-Rufe. Später singt Cape noch den No Use For A Name-Klassiker "International You Day", der posthum eine Art Hymne für Tony Sly geworden ist. Mit ihm singt der ganze Raum lauthals die Worte "Without you, my life is incomplete, my days are absolutely gray".

Trotz dieser traurigen Note ist das letzte Konzert auf der One Week Records-Tour eines, das begeistert. Während der einzelnen Auftritte kommen immer wieder die anderen Musiker dazu, um mal eine zweite Gitarre zu spielen oder für Percussion zu sorgen. Man bekommt das Gefühl, dass das eine einzige große Familie da auf der Bühne ist, was die Sache sehr sympathisch macht.

Am Ende ist es Yotam Ben Horin, der den Satz sagt, der den Abend perfekt zusammenfasst: "I don’t think there's an age for what we do. You just stay punk and you just stay true". Punk Rock, letztendlich, bedeutet, seinem Herzen zu folgen und sich nicht verbiegen zu lassen. Auf Joey Cape trifft das ganz bestimmt auch noch mit 70 zu.

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